Kurzbezeichnung |
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Doppelhaus |
Anschrift |
Kapitelstraße 51 |
Bauzeit |
1951-1952 |
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Denkmalwertbegründung |
WertungDas Wohnhaus für Dr. Ludwig Klockenbusch wurde an der Kapitelstraße durch Max Clemens von Hausen als westliche Hälfte eines Doppelhauses errichtet. Ein flach geneigtes, mit Welleternit gedecktes Satteldach bedeckt den zweigeschossigen Baukörper. An den Traufseiten erscheint eine Horizontaleinteilung aus weißen Brüstungselementen und großen Fensterflächen. In der Art eines Zweischeibenhauses sind die Schmalseiten als Ziegelsteinwände gebildet. Durch den schiefwinkelig - asymmetrisch angelegten Grundriss hat der Architekt es verstanden, trotz der bescheidenen Maße des Gebäudes den Eindruck von Weite und Großzügigkeit zu vermitteln. Dies geschieht mittels sich verjüngender beziehungsweise sich erweiternder Flure und Räume. „Das Wohnzimmer, der Kernraum des Gebäudes, entstand als großzügiger und zugleich maßvoller Raum auf zwei Ebenen mit dunkel gebrochenem Fußbodenbelag aus belgischem Marmor oben sowie Eichenparkett im unteren Bereich. Große Fensterflächen öffnen das Wohnzimmer zum Garten, so daß Innen- und Außenraum verbunden erscheinen. Insgesamt prägt eine große Leichtigkeit, Schlichtheit, Durchsichtigkeit und elegante Proportionierung der Raumeinheiten das Bild des Hauses. (U. Grote, 1992, 16). In der Verwendung neuer Baustoffe sowie der Grundrissorganisation und Fassadengestaltung kommen neue Tendenzen des modernen Bauens der 50er Jahre zum Ausdruck. Insofern unterscheidet sich diese Bauweise deutlich von der Mehrheit der übrigen Bauten, die traditionellen Vorstellungen entsprechen. Daher erlangt das Wohnhaus als Repräsentant der modernen Richtung der Architektur der 50er Jahre aus architekturgeschichtlichen Gründen Denkmalwert. Die gestalterische Leistung des Architekten beschränkt sich nicht auf den Außenbau und die innere Raumteilung. Max Clemens von Hausen schafft mit dem Gebäude ein bis in die Details gehendes Gesamtkunstwerk. Die Wahl der Fliesen, die sorgfältige Auswahl und Verlegung der Marmorplatten des Fußbodens, die furnierten Zimmertüren, die Lampenhalterung und viele weitere Ausstattungsdetails prägen insgesamt den Charakter des Hauses und damit des Baudenkmals. Max Clemens von Hausen gehört zu den einflussreichen Architekten des modernen Bauens in Münster. Im Architektenteam mit Harald Deilmann, Werner Ruhnau und Ortwin Rave war er maßgeblich am Entwurf des Stadttheaters beteiligt. Später schuf er in Gemeinschaft mit Ortwin Rave z.B. das kleine Haus des Theaters, den Neubau Rincklake van Endert an der Rothenburg und die Atriumhaus-Siedlung an der Schlesienstraße. Das Wohnhaus für Dr. Ludwig Klockenbusch ist deshalb ein wichtiges Frühwerk eines bedeutenden lokalen Architekten. 1. Benennung des Objekts, Typ, Einordnung in die Umgebung Das Wohnhaus wurde als westlicher Teil eines Doppelhauses konzipiert. Es entstand in freier, ursprünglich noch kaum bebauter Umgebung. Da lediglich das Gebäude von Hans Ostermann sowie einige Vorkriegsbauten bereits vorhanden waren, bildete der Neubau einen markanten, weithin sichtbaren Blickpunkt. 2. Daten Erbaut: 1951/52Bauherr: Dr. Ludwig Klockenbusch, Münster Architekt: Max Clemens von Hausen, Münster 3. Bauliche Veränderungen Es wurden keine baulichen Veränderungen vorgenommen. Nur die ehemalige Kohlenheizung wurde auf Öl umgestellt, und die Gasöfen im Obergeschoss wurden durch neue Heizkörper ergänzt. 4. Formhistorische Beschreibung der baulichen Gestaltung Wesentliches Kriterium für die Konzeption des Grundrisses war der Wunsch des Bauherrn, einzelne kleine Räume für die außerhalb wohnenden Nichten und Neffen zu schaffen, damit sie später für ihr Studium eine Unterkunft in Münster haben sollten. Das Gebäude bildet die westliche Hälfte eines Doppelhauses und wurde als Zwei-Scheiben-Haus unter flach geneigtem, mit Welleternit-Platten gedecktem Satteldach errichtet. Backstein tritt am Außenbau nur an den seitlichen Scheiben und der mittleren Trennwand sowie dem Hauseingang in Erscheinung. Dem Hauseingang wurde ein kleiner, leicht schräg aus der Schmalseite heraustretender Vorbau mit einem Balkon im Obergeschoss vorgelegt. Die Haustür wurde ein wenig in das Gebäudeinnere gerückt, so dass ein kleiner überdachter Vorraum entsteht. Die Wände der Traufseiten werden durch die großen Glasfenster und die mit Wellplatten versehenen Brüstungsfelder aufgelöst. In der Hausmitte wird das Regenfallrohr hinter einer lamellenartigen Verblendung abgeleitet, so dass es ebenso wie die unterhalb der Traufe plazierten Regenrinnen in der Gesamtwirkung der Fassade nicht in Erscheinung tritt. Als Sonnenschutz dienen die außen, oberhalb der Fenster angebrachten Markisen. Der Grundriss des Hauses wird nicht von rechten Winkeln bestimmt. Vielmehr sind die von außen scheinbar winkeligen Teilungswände in Querrichtung schief geführt, so dass die Wände an der Garten- und Straßenseite unterschiedliche Breiten aufweisen. Auch in der Längsrichtung verändert sich die Breite des Flures: An der Westseite ist er am breitesten und nimmt nach Osten hin ab. (...) Insofern wirken die Räume großzügig geschnitten und ermöglichen den Blick in den Garten und zur Straße. Im Obergeschoss wurde der Flur mit Fliesen ausgestattet. Auffällig sind die niedrig angebrachten Beschläge an den Türen. Von der feinsinnigen und handwerklich hochwertigen Ausstattung zeugen beispielsweise schon am Eingang das Klingelschild und im Inneren die Garderobe, die Durchreiche zwischen Küche und Esszimmer, der handgeschlagene Messingstreifen am Wandkamin sowie die Lampenhalterung zwischen Wohn- und Esszimmer. Diese Ausstattungsgegenstände wurden von Max Clemens von Hausen liebevoll entworfen. Als dazu passendes einzelnes Möbel entstand der aus Holz mit Glasplatte gearbeitete Schreibtisch. Ursprünglich bestand die Heizung aus dem mit Koks gefeuerten Wandkamin und Gasöfen in den Räumen des Obergeschosses. 5. Beschreibung der historischen Nutzung und Bedeutung Das Einfamilienwohnhaus wurde für Dr. Klockenbusch nach den Plänen des Architekten Max von Hausen errichtet. Dieser war bei dem Architekten Hans Ostermann, der als einer der einflussreichen Architekten des Wiederaufbaus gilt, beschäftigt. Nur wenige Jahre später wurde von Hausen zusammen mit Harald Deilmann, Werner Ruhnau und Ortwin Rave weit über die Grenzen Münsters mit dem von ihm initiierten Entwurf für den Neubau des Stadttheaters in Münster - dem ersten großen Theaterneubau im Nachkriegsdeutschland - bekannt. Das Wohnhaus in der Kapitelstraße wurde mit bescheidenen Mitteln und äußerst kostengünstig erstellt. Die Stahlfenster wurden in Ermangelung einer industriellen Vorfertigung von Hand in einer Düsseldorfer Firma hergestellt. Das Haus war zur Erbauungszeit neben dem Ostermannschen Haus in der Kapitelstraße und wenigen anderen Vorkriegsbauten eines der ersten in diesem noch von Feldern und Gartenparzellen beherrschten Bereich von Mauritz und dem westlich vorgelagerten, erst in den späten 30er Jahren besiedelten Dechaneiviertel. Die heute nördlich parallel verlaufende Niesertstraße war nicht vorhanden. Durch diese freie Lage war das Haus gut sichtbar. Bei den Zeitgenossen stieß dieses mit modernen Materialien und neuen Formen erstellte Wohngebäude auf großes Unverständnis. Es fanden regelrechte Prozessionen zur Besichtigung der Baustelle und des Neubaus statt. Auch das Bauamt akzeptierte die zunächst vorgelegte Lösung mit weißer Außenhaut nicht. Das flach geneigte, mit Welleternit ausgeführte Dach wurde zuerst abgelehnt und später als vorübergehendes Notdach akzeptiert. Dieses Dach hat sich bis heute bewährt. Die andere Doppelhaushälfte wurde mit stärkerer Dachneigung und Pfannendeckung erstellt. Literatur:
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Denkmalnummer |
984/1 |
Eintragungsdatum |
24.05.1994 |