Denkmal

Kurzbezeichnung
Hauskapelle von Haus Hohenfeld
Anschrift
Dingbängerweg 400
Bauzeit
1912
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Denkmalwertbegründung

Wertung

Auf dem Grunde des ehemaligen Hofes Gehring ließ ab 1850 Franz von Olfers das Haus Hohenfeld errichten. Westlich dieses in der alten Form nicht mehr existierenden Hauses wurde 1912 eine Schloßkapelle in neobarocken Formen erbaut. Der Putzbau mit Kunst- und Werksteingliederungen weist an der östlichen, mit Schweifgiebel ausgeführten Schmalseite einen eingezogenen, quadratischen Turm mit welscher Haube auf. Der Hauptzugang erfolgt von der Südseite aus, wobei die Tür von zwei Fenstern begleitet wird. Der Kapellenraum weist einen Mittelgang mit Bankreihen auf. Seitlich im Turmbereich befindet sich eine kleine Empore mit schmiedeeiserner Brüstung und eigenem Zugang sowohl von außen als auch von innen über eine Holztreppe. Der Altarraum ist als Kuppelbau über Säulen und einem Laternenaufsatz gebildet. Die Kuppel enthält eine stuckierte Kassettendecke. Noch original erhalten ist die Ausstattung mit Altar, Bänken, Emporengitter, Skulpturen und teilweise farbig und figürlich verglasten Fenstern. Dieser Ausstattung kommt eine besondere kunstgeschichtliche Bedeutung zu, da sie zu den wenigen originalen Kirchen- und Kapellenausstattungen gehört, die die Kriegszerstörungen überdauert haben. Die Kapelle selbst einschließlich der Ausstattung ist bedeutend für die Geschichte des Menschen, indem sie den Typus einer adeligen Privatkirche mit Herrscherempore vertritt und damit Aufschluss über die Lebensverhältnisse einer bestimmten sozialen Schicht dieser Zeit gibt. Von daher erlangt die Kapelle von Haus Hohenfeld aus lokal- und architekturhistorischen sowie aus kunsthistorischen Gründen Denkmalwert.

Literatur:

  • J. Siebmacher's großes und allgemeines Wappenbuch in Verbindung mit Mehreren neu herausgegeben und mit hist. genealogischen und heraldischen Notizen begleitet von Dr. Otto Titan von Hefner, III. Bd. 2. Abt. Der blühende Adel des Königreichs Preußen (Edelleute M - Z), Nürnberg 1878, S. 286, Tafel 338.
  • A. Schröder, 800 Jahre Roxel 1177 - 1977, Münster 1977, S. 29.

1. Benennung des Objekts, Typ, Einordnung in die Umgebung

Es handelt sich um eine zum ehemaligen Haus Hohenfeld gehörende Kapelle. Sie befindet sich nordwestlich des Haupthauses. An der westlichen Kapellenseite schließt sich ein heute als Gaststätte genutztes Nebengebäude an, das als Kutscherhaus und Verwaltung diente. Daneben ehemaliges Stallgebäude. Die Kapelle weist eine kleine Herrscherempore mit eigenem Zugang von außen auf. Ihrem Typus nach lässt sich die Kapelle als Kombination von Zentral- und Saalbau ansprechen.

2. Daten

Erbaut: 1912
Bauherr: Graf Clemens von Galen und Gräfin Hella von Galen geb. Olfers (Initialen: C G H im Emporenbrüstungsgitter).
Bauausführung: Bücker, Münster (?)

3. Bauliche Veränderungen

Es sind keine wesentlichen baulichen Veränderungen vorgenommen worden. Beim Umbau der Gaststätte in dem westlich anschließenden Nebengebäude wurde der ehemals quadratische Sakristeibau mit einbezogen. Die Außentreppe, die einen direkten Zugang zur Empore durch eine Tür ermöglichte, ist nicht mehr vorhanden.

4. Formhistorische Beschreibung der baulichen Gestaltung

Von Südosten aus ist durch ein Portal das Innere der Kapelle zugänglich. Der Hauptraum erstreckt sich in Südost-Nordwest-Richtung. Er ist in einen Abschnitt mit Sitzbänken und einen Altarbereich, der von einer Kuppel mit Laterne gekennzeichnet ist, unterteilt. Die mit einer Kassettendecke und einem kräftigen Gebälk - beide in Stuck gearbeitet - ausgestattete Kuppel ruht auf insgesamt acht Rundstützen mit ionischen Kapitellen. Als Verbindung vom Kuppelraum zum Kirchenschiff hin dient eine weite Stützenstellung und eine durchbrochene, nach oben hin korbbogenartig erweiterte Gebälkzone. Die Gestaltung der Öffnung erinnert an eine Triumphbogenarchitektur und an das von Serlio publizierte und von Palladio angewandte venezianische Fenstermotiv. Diese raffinierte Organisation eines verhältnismäßig kleinen Kapellenraumes führt zu einem großartigen Raumeindruck, der noch durch die aufwendige und detaillierte Gestaltung der Architekturglieder unterstützt wird. Somit unterscheidet sich die Kapelle in ihrem gestalterischen Aufwand und Anspruch deutlich von anderen Bauten dieser Zeit und erlangt für die Architekturgeschichte eine besondere Bedeutung. Die mit einem schmiedeeisernen, vergoldeten neobarocken Gitter versehene Empore wird von Säulen begleitet, die ein aus der Wand in barocker Manier vor- und zurückschwingendes Gebälk tragen. Als zentrales Motiv des Gitters erscheinen unter einer Krone die Initialen C G H der Erbauer der Hauskapelle. Wesentliche Teile der originalen Ausstattung, wie der im Zentrum der Kuppel angeordnete, neobarocke Altar, die Bänke sowie die teilweise farbige Verglasung sind erhalten geblieben. In den Fenstern des Kuppelraumes sind die heilige Maria und der heilige Benediktus dargestellt.

Im Außenbau erscheint die Eingangsseite mit Flügeltür, Oberlicht und zwei Fenstern traufständig mit Walmdach. Der Baukörper mit Kuppel und Laterne ist hingegen mit Satteldach und Giebel ausgeführt. Mit etwas höherer Traufe schließt der Turm, der die Empore enthält, an. Zur nordöstlichen, ehemaligen Gartenseite, parallel zum ehemaligen Schloßbau, bildet der Turmbau eine in der Art eines Giebels gestaltete Fassade mit seitlichen und oberen Werksteingliederungen im Bereich des Dachgesimses, Ortgangs, der Schallöffnung des Turmes und der Fenster aus. An der Giebelseite erfolgt der Übergang von der Fassade zum quadratischen Turm mittels eines Schweifgiebels, dessen untere Abschlüsse in Voluten enden. Mit einer welschen Haube und Aufsatz mit Wetterhahn schließt der Turm ab.

5. Beschreibung der historischen Nutzung und Bedeutung

Ab 1850 ließ Franz von Olfers auf dem Grunde des Hofes Gehring zu Altenroxel das Haus Hohenfeld errichten. 1803 war Franz Theodor Olfers (1755 - 1828) aus Münster in den Reichsadelsstand erhoben worden. Er war Hofrat und Bankier in Münster. Mitglieder der Familie standen in preußischen Staatsdiensten. In einer Verleihungsurkunde Kaiser Wilhelms ist der von Olfers gewählte Name Hohenfeld für das Gut bestätigt worden. Durch Heirat mit Marie Elisabeth Lindenkampf erlangte die Familie Güter in Ostpreußen. Von dem in mehreren Bauetappen entstandenen Haus Hohenfeld ist lediglich ein Risalit mit Allianz-Wappen von Galen/Olfers im Giebel erhalten geblieben.

Vollständig überliefert hingegen ist die erst später errichtete, nordwestlich des Schlosses gelegene Kapelle. Die Hohenfeld'sche Kapelle zeichnet sich durch die Verwendung barocker Stilformen sowohl im Innen- als auch Außenbau aus. Ein weiteres Merkmal der Kapelle und vor allem auch der Innenraumkonzeption ist der hohe künstlerische Anspruch.

Für die Kapelle gab es einen Hauskaplan. Auch die Kapuziner aus Münster und die Benediktinerpatres vom Kloster Gerleve übernahmen zeitweise diese Funktion.

In den Gebäuden neben der Kapelle, an die diese angebaut wurde, befanden sich die Kutscherwohnung sowie Verwaltungszimmer. Zeitweise wohnte auch die Mutter des Reichsfreiherrn von Kerckerinck zur Borg dort. Das Gebäude daneben enthielt die Stallungen.

1917 gelangte das Haus Hohenfeld durch Erbgang an Freiherrn von Kerckerinck zur Borg. Nach dem Zweiten Weltkrieg verfiel das Haus selbst dem Abbruch und wurde als Hotel-Restaurant unter Verwendung von Teilen der alten Bausubstanz wieder aufgebaut. Die Kapelle selbst blieb erhalten.

Denkmalnummer
693/1
Eintragungsdatum
04.09.1992